Heilbronner Stimme, 3. Februar 2020

„Ganz Heilbronn träumt von der Suppe – denn da ist sie ja zuhaus“ klang es vor vielen, vielen Jahren und die Gauwahnen, Symbol der Heilbronner Flowerpower, waren berühmt.
Erhard Jöst, seinerzeit das enfant terrible der Lehrerschaft am Theodor-Heuss-Gymnasium, rockte einst mit seinem kleinen Ensemble die beschauliche Stadt aus ihren Bürgerträumen.
Und, ob ihr es glaubt oder nicht, die Girls von der Truppe sind immer noch hübsch und sogar durch Renate Forschner noch bereichert worden.
Hermann Forschner, ein Energiebündel von Sänger und Schauspieler (muss ich dazusagen, dass auch er ein ehemaliger Lehrer ist?) ergänzt und belebt die Truppe, zu denen auch ein begabter Dialektimitator gestoßen ist.

Prima Klima – ein Hauch von „Wir 68er“ herrscht während der ausverkauften Vorstellung im K3. Es wird Besinnliches, Bissiges, Lustiges und Gemeinsames dargeboten, die alten Lehrer, aber auch viele Jüngere, sind begeistert.
Jöst geht an die Grenze des politisch Erlaubten; wenn er die Zuhörer in seine Überlegungen der heueren Ministernachnamen einbezieht. Forschner rezitiert vornehm Unanständiges und springt dabei immer wieder in die Höhe. Es ist zum Brüllen. „Mitreißend“ ist wohl hier der angebrachte Ausdruck.
Da die Kabarettisten auch noch visuelle Hilfen, quasi als Bühnenbild, benutzen, kommt die Botschaft auch noch beim Blasiertesten an: Es ist eine Schande, was wir aus unserer Erde machen.
Das Geniale dabei ist, dass wir kein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen, sondern viele Facetten des Themas dargeboten. Und das mit Verstand, Niveau und Augenzwinkern.
So entsteht aus Instrumentalmusik, Gesang und Sprechkunst ein herrlich entspanntes Kleintheatervergnügen.
Die über zweistündige Unterhaltung vom Feinsten endet mit „Heilbronner Wein“, einer Parodie zu der Melodie des bekannten Songs von uns Udo.
Weitere Vorstellungen im K3 sind schon angeraumt.

von Dr. Irene Schlör